Die Saarburger Architektin Simone Grimm setzt auf Bauen mit nachhaltigen Materialien. Holz als ressourcenschonendes und klimagerechtes Baumaterial ist für sie konkurrenz- und nahezu alternativlos. Warum gerade der Holz-Weg der richtige für sie war, erzählt sie uns beim Besuch vor Ort.
Simone Grimm befindet sich auf dem Holzweg, und das im positiven Sinn. Die Saarburger Architektin setzt beim Hausbau auf Holz, die für sie nachhaltigste Bauweise überhaupt: „Man muss in Kreisläufen denken“, so die gebürtige Konzerin. „Wenn man klimagerecht bauen möchte, ist Holz eine sehr gute Wahl und nahezu alternativlos.“ Worauf dabei zu achten ist und welche natürlichen und recycelten Materialien auch für Sanierungsarbeiten zur Verfügung stehen, hat uns Simone Grimm beim Termin vor Ort anschaulich erklärt.




HOLZ IST LEBENDIG
Beim Stichwort Holz kommt sie ins Schwärmen. „Weil es eine ganz andere Atmosphäre erzeugt als beispielsweise Beton“, sagt sie und erläutert weiter: „Holz ist lebendig. Es hat sowohl in der Verarbeitung als auch auf der Baustelle viele Vorteile. Es lässt sich leicht bearbeiten, trägt keine zusätzliche Feuchte ein und die Bauzeiten sind kürzer als beim konventionellen Bauen.“ Auch die ökologischen Vorteile liegen auf der Hand: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, speichert CO2, verbraucht in der Herstellung und bei der Verarbeitung nur minimal Energie und hat kurze Transportwege, vorausgesetzt es stammt aus regionalem Einschlag. Auch Raumerweiterungen und Aufstockungen gestalten sich „problemlos, schnell und unkompliziert“, so die Architektin.



Fotos: ©Linda Blatzek und Michael Bormann
WER BAUT DENN DA MIT LEHM?
Das gleiche gelte für den Baustoff Lehm. Beide Baumaterialien zusammen garantierten ein „wunderbares Raumklima“, so Grimm weiter. Und der natürliche Kreislauf bleibe bei Sanierungsarbeiten oder auch beim Abriss erhalten, denn: „Holz und Lehm kommen aus der Natur und gehen problemlos auch dahin wieder zurück. Wichtig ist ganz sicher auch, konstruktiv den Gedanken der Wiederverwendung aufzugreifen – beispielsweise mit lösbaren Verbindungen.“ Nachhaltig weiterdenken ließe es sich auch beim Wärmeschutz, bei der Haustechnik, bei energieeffizienten Leuchtmitteln, der Möblierung aus heimischen Hölzern oder auch der Innenraumgestaltung mit chemisch unbelasteten Naturfarben oder wiederverwendeten Materialien.



NATUR UNTERM DACH
„Gewissensbisse bei der Fassadendämmung müssen nicht sein“, ist die Architektin überzeugt. Auch hier gebe es sehr gute Alternativen, die die Gesundheit und die Umwelt nicht belasten. Beispielsweise wenn man statt Styropor Holzweichfaserplatten verwendet oder eine Holzkonstruktion mit Einblasdämmung aus Zelluloseflocken wählt. „Styropor erzeugt immer Sondermüll“, macht Grimm auf ein weit verbreitetes Problem aufmerksam. „Das mag zwar unmittelbar kein Entsorgungsproblem darstellen, wird es aber mit Sicherheit für die nachfolgenden Generationen.“ Als nachhaltiger Dämmstoff, der extrem hohen Druck aushält, wasserdicht und frostsicher ist, hat sich auch Schaumglas bewährt. Es wird aus Recyclingglas oder Quarzsand hergestellt und überall dort eingesetzt, wo Bauteile mit dem Erdreich in Verbindung kommen. Als Platten kann es auch zur Dachdämmung eingesetzt werden.
BEWUSST NACHHALTIG
Schon längst hat der Nachhaltigkeitsgedanke Einzug ins öffentliche Leben gehalten und verankert sich immer tiefer ins Bewusstsein. So sind die Gemeinden angehalten, bei Neubauten nachhaltig zu investieren. Auch verpflichten sich mittlerweile viele Hersteller, Baustoffe wieder zurückzunehmen, oder haben ein eigenes Nachhaltigkeitskonzept.



Eine Entwicklung, die Simone Grimm ausdrücklich begrüßt, aber sie kennt es auch anders, war sie doch viele Jahre in die Projektsteuerung für Großbauprojekte involviert. „Da bleibt für den Gedanken Nachhaltigkeit nicht viel Zeit“, erklärt die 46-Jährige. Druck, den man aushalten müsse – oder auch nicht. Die Erkenntnis, im Sinne der Nachhaltigkeit und damit zugunsten der Umwelt und des Klimaschutzes zu arbeiten, kam ihr nach einer selbst verordneten Auszeit: „Ich habe mich ganz bewusst zurückgezogen und mich gefragt: Was möchte ich? Was macht Sinn? Wer über sich hinausdenkt, nimmt viel mehr um sich herum wahr. Und stößt unweigerlich auf das Thema Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit.“
Für den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung spielte auch der Kauf des über 170 Jahre alten Hauses in Saarburg eine wichtige Rolle. Der Umzug von der über 600.000 Einwohner zählenden Stadt Düsseldorf ins kleine Saarburg mit knapp über 7.500 Einwohnern war nicht nur ein Bekenntnis zur Heimat, sondern auch ein gelebter Schritt in Richtung nachhaltige Architektur.



„Ich war so viel unterwegs in meinem Leben, hatte immer eine gepackte Tasche.“
„Ich war so viel unterwegs in meinem Leben, hatte immer eine gepackte Tasche“, sagt Simone Grimm nachdenklich. Jetzt ist sie dort angekommen, wo sie auch etwas bewirken kann, um den Weg für die Holzbauweise zu ebnen und das Thema Nachhaltigkeit nach vorne zur bringen. „Doch dafür braucht man auch die richtigen Partner“, sagt sie. Die hat sie gefunden: Gemeinsam mit dem Holzbaucluster Rheinland-Pfalz sowie den Verbandsgemeinden Saarburg-Kell und Konz hat sie für April dieses Jahres ein Symposium zum Thema „Update Holzbau, Zukunft zirkulär und regional“ ins Leben gerufen.
Mehr dazu unter: https://www.conscious-places.com
INFO
Simone Grimm plädiert für verantwortungsvolles Bauen und damit für die bewusste ressourcenschonende und nachhaltige Gestaltung von Gebäuden und Innenräumen, den sogenannten »conscious places«. Deshalb setzt sich die Saarburger Architektin intensiv für den Holzbau ein, der, wenn er aufrichtig und nachhaltig ausgeführt wird, auch den nachfolgenden Generationen das (Über-)Leben in unbelasteten Räumen sichert. »Wir dürfen nicht kopflos Dinge hinterlassen, mit denen sich die nächste Generation auseinandersetzen muss«, sagt sie und lebt ihre Überzeugung in dem teilweise von ihr selbst nachhaltig sanierten 170-jährigen Haus am Pferdemarkt 2 in Saarburg auch vor.















Fotos: ©Linda Blatzek und Michael Bormann; Privat