Die Stimme der gebürtigen Düsseldorferin ist aus der Radiolandschaft der Großregion nicht mehr wegzudenken. Ihre Karriere begann Ende der 90er-Jahre bei RTL Radio in Luxemburg. Vor fast 20 Jahren verschlug es sie nach Saarbrücken zu Radio Salü. Nicht nur für Saarländer ist die »Martina Straten-Show« schon lange Kult. Mit Mann, Tochter und drei Hunden lebt sie ganz idyllisch im Hochwald.
Dass Martina Straten überhaupt zum Radio kam, war eigentlich mehr Zufall als Planung. Alles, was mit Sprache zu tun hatte, war schon immer ihr Ding. Sie studierte Germanistik, auch wenn sie damals noch nicht so recht wusste, was sie damit anfangen würde. Die Medien- und der Unterhaltungsbranche interessierten sie sehr. So bewarb sie sich um ein Volontariat bei RTL Radio in Luxemburg. Beim ersten Treffen waren die Macher von RTL sofort Feuer und Flamme für die charismatische Powerfrau aus dem Rheinland und engagierten sie prompt als Moderatorin – zunächst im Nachmittagsprogramm, später dann in der Morning Show.

Rund 20 Jahre ist das nun her. Die Entscheidung fürs Radio hat die energiegeladene Radiofrau nie bereut. Dennoch ist ihre Liebe zum Geschichten erzählen und schreiben immer geblieben. »Meine erste Geschichte hab ich mit neun Jahren geschrieben«, erzählt Martina Straten bei Kaffee und Kuchen auf der Terrasse ihres Hauses. Fast genau so lange spuken ihr immer Geschichten im Kopf, die sie gerne aufgeschrieben hätte, aber aus Zeitgründen nie dazu kam.
Es musste sich etwas ändern
Nach 15 Jahren »Morningshow« und Aufstehen in aller Hergottsfrühe wusste sie, es muss sich was ändern. »Mit Mann, Tochter, Haushalt und und Hunden war was auf Dauer kaum auszuhalten. Steh du mal jeden Tag um halb vier auf. Dann fällst du abends um acht Uhr todmüde ins Bett«, berichtet Straten vom Wendepunkt in ihrem Leben. Bei Radio Salü wechselte sie vom Morgenprogramm auf den Nachmittag. Für den Sender sehr erfolgreich übrigens, denn die »Martina-Straten-Show« am Samstagnachmittag von 13 bis 17 Uhr ist nicht nur in der Heimat des Senders Kult. Seitherbleibt ihr auch ein wenig Raum für mehr. Zeit für die Familie, Zeit für lange Spaziergänge mit ihren Hunden in ihrer neuen Wahlheimat Hochwald und natürlich auch Zeit fürs Schreiben und alles, was mit Literatur als solches zu tun hat.
Erstlingswerk ein Bestseller
In der »Martina-Straten-Show« interviewt sie nicht nur renommierte Schriftsteller, sondern sie hat inzwischen selbst zwei erfolgreiche Romane veröffentlicht – ihr Erstlingswerk »Weiß, weiß, Totenkreis« avancierte sogar zum Bestseller. Der zweite Teil der »Farbenreihe« rund um die Saarbrücker Kommisarin Franziska Merten ließ mit »Blau, blau, tot die Frau« nicht lange auf sich warten. Der dritte Teil sollte letztes Jahr folgen. Dann kam ihr Corona in die Quere. Sie konnte viele Orte des »Geschehens« nicht besuchen. Diese Thriller-Serie war eigentlich nur als E-Book geplant. Martina Straten entschied sich um und brachte sie als Selbstpublisher auch als Taschenbuch auf den Markt. Der Erfolg hat sie selbst überrascht, denn die beiden ersten Teile der Reihe schafften es in der Sparte Thriller/Horror in die Bestseller-Top 50.
Blutmariechen
Ihr neues Werk ist mit dem Thriller »Blutmariechen« ein »Einzelwerk«, der nicht im Zusammenhang mit der Farbenserie steht. Für diese fantasievolle Gänsehautstory ist Martina Straten in die Welt der Fastnacht eingetaucht. Der Thriller handelt von jungen, hübschen Mädchen, die ihre Leidenschaft für das Tanzen verbindet. Das wird ihnen jedoch zum Verhängnis, als ein Mann auftaucht, der einen unstillbaren Hass in sich trägt. »Ich könnte nie einen Liebesroman schreiben«, sagt die erfolgreiche Krimi- und Thriller-Autorin und ergänzt, dass aber in allen ihren Büchern auch »viel Liebe drin« stecke.
Ich könnte nie einen Liebesroman schreiben
Martina Straten
Abgründe und Psychopathie
Demgegenüber steht, dass sie in ihren Büchern gerne in die Abgründe des Menschen und das finstere Reich der Psychopathie hinabsteigt. So zeichnet Straten in »Blutmariechen« das Psychogramm eines Killers und geht der Frage nach, was passieren muss, dass ein Mensch zum Mörder wird. »Mich fasziniert schon immer Horror und Thriller und vor allem auch die verschiedenen Blickwinkel der Personen, die darin vorkommen«, sagt sie. Schreiben sei für sie nicht nur Arbeit, sondern sie mag es, in eine ganz andere Welt einzutauchen. »Wenn man schreibt, sieht man die Welt und die Menschen mit ganz anderen Augen. Jeder kann alles sein. Der nette Herr mit Krawatte am Tresen könnte genau so ein Serienmörder sein wie die Frau mit dem Wollschal am Schalter der Bahn. Ich frage mich dann immer, wie leben diese Menschen wohl?« Es ist ihr wichtig, dass Menschen sich wiederfinden.
Zeit zum Schreiben findet sie meist vormittags, wenn Mann und Kind aus dem Haus sind. Eine neue Geschichte, die in der Region Trier spielt, hat Martina Straten auch schon im Kopf. »Ich bin froh, dass Blutmariechen vor Corona und Home-Schooling fertig wurde«, freut sich Martina Straten, und fährt fort: »Dennoch ist es schön, so viel Zeit mit meiner Tochter verbringen zu können. Das hat uns noch enger zusammengeschweißt«.
Von Andrea Fischer