Bekannt wurde Kristina Magdalena Henn durch die Filmreihe „Ostwind“. Die Bestsellerautorin aus Trier lebt in München und Portugal und liebt schräge Geschichten mit Herz und Humor. Wir haben sie in München besucht.
Sie mag Menschen mit Ecken und Kanten, liebt schräge Geschichten mit Humor und Herz und erzählt am liebsten über starke Mädchen und Frauen: Kristina Magdalena Henn, gebürtig in Trier, seit vielen Jahren abwechselnd in München und Portugal lebend, hat es geschafft, sich als Drehbuch- und Romanautorin einen Namen zu machen.
Mit ihr verbindet man erfolgreiche Kinofilme wie „Groupies bleiben nicht zum Frühstück“ oder die „Ostwindreihe“, die ein Millionenpublikum in ihren Bann gezogen haben. Ihre Romane wurden allesamt Bestseller. Das immer wiederkehrende Thema, das ihre Werke umkreist, ist das Streben nach Freiheit und der feste Wille zum Aufbruch aus dem vertrauten Umfeld, um sich selbst zu begegnen.




Fotos: Privat
FREIHEIT
Dass sie sich ohne elterlichen Druck und Erwartungshaltung schon als Kind frei entfalten konnte, bezeichnet Kristina als „Glücksfall“. „Meine Eltern haben mich immer unterstützt“, sagt sie dankbar. „So konnte ich die werden, die ich heute bin.“
Bis zu ihrem 16. Lebensjahr ist sie sehr verspielt, und zum Nachdenken bleibt ohnehin durch Schule und Leistungssport nicht viel Zeit. Denn Kristina ist Langstreckenläuferin, trainiert hart und nimmt an Meisterschaften teil. Mit der Jugend-Staffel schafft sie es sogar auf Platz 3 beim 15-Kilometerlauf auf der Straße.

SamFilm GmbH/Tom Trambow
Obwohl „Deutsch“ Kristinas Lieblingsfach ist, entscheidet sie sich nach der Mittleren Reife für den Besuch der Oberstufe am Wirtschaftsgymnasium in Trier. In den elterlichen Betrieb will sie nicht einsteigen, ihr Wunsch geht eher in Richtung Fernsehpublizistik, um vielleicht „irgendwann einmal das Sportstudio zu moderieren“.
Nach dem Abitur folgt Kristina ihrem ausgeprägten Freiheits- und Abenteuerdrang. Sie möchte möglichst weit weg und Menschen kennenlernen. „Ich wollte mich entfalten und schauen, wer ich ohne alle anderen bin“, erzählt sie rückblickend.
INTUITION
Man mag es Zufall nennen oder Intuition – oder auch beides. Fest steht, dass Kristina Magdalena Henn häufig aus einem gewissen, ahnenden Gefühl heraus Entscheidungen getroffen hat, die sie dann schließlich dahin geführt haben, wo sie nun ist. Ihr Work-& Travel-Jahr in Australien gehört unweigerlich dazu. Dort findet die 18-Jährige Anschluss an die auch heute noch existente Theatergruppe „Born in a Taxi“ und trifft die für sie beruflich richtungsweisende Entscheidung, in Melbourne die Filmschule zu besuchen. Doch die Ausbildung dort ist sehr teuer und Kristina weiß, dass sie die Kosten nicht stemmen kann.

Noch von Australien aus bewirbt sie sich an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen. Sie kommt in die engere Auswahl und wird zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Als sie nach Alternativen zum Studium gefragt wird, fällt ihre Antwort klar aus: „Dann gehe ich auf die Clownschule nach Paris.“ Sagt’s, steht auf und zieht die Tür hörbar hinter sich zu.
Trotzdem oder gerade deshalb erhält die selbstbewusste Frau die Zusage. „Mein Professor hat mich sehr unterstützt“, erinnert sie sich dankbar. „Er mochte meinen Eigensinn.“
Sie produziert zahlreiche Filme, den letzten „Nachts ist es dunkel“ als Abschlussfilm, bevor sie zur Drehbuchwerkstatt wechselt. Dort entsteht der Kinofilm „Groupies bleiben nicht zum Frühstück“, für den sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Lea Schmidbauer das Drehbuch schreibt. Aufgrund des großen Erfolgs mit einer Million Zuschauer wird ihr ein 3-Picture-Deal angeboten.
Aus der lapidaren Aufforderung „Schreib doch mal einen Pferdefilm“ entsteht beim gemeinsamen Spaziergang mit Lea Schmidbauer die Idee „Ostwind“, die berührende Geschichte einer tiefen Verbundenheit zwischen dem Mädchen Mika und dem gefürchteten und als unreitbar geltenden Hengst Ostwind. „Dieses Pferd hat mir viele Türen geöfffnet“, bekennt Kristina ganz offen. „Ich kann mir seitdem aussuchen, was ich machen möchte und mit wem.“


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STÄRKE
Aber die Geschichte um Ostwind und Mika bedeutet für Kristina viel mehr: „Dass ich feinfühlig bin, wurde mir erst dadurch bewusst“, sagt sie nachdenklich. Auch dass ihr Herz für die Außenseiter schlägt, „die sich besser greifen lassen“ und in deren Tiefe man sich verlieren und wiederfinden kann.
Und so drehen sich auch ihre Serienkonzepte immer um Menschen mit dem gewissen Etwas. „Nicht ganz dicht“ beispielsweise handelt von der 30-jährigen Ida, einer hochsensiblen Frau, die das, was sie fühlt, auch unverblümt zum Besten gibt. Und auch ihr jüngster Roman „Ende Juli, Anfang August“, der im Sommer im Magellan-Verlag erscheint und bei dem sie zum ersten Mal als alleinige Autorin in der Verantwortung ist, handelt von einem Mädchen, das mit einem geheimnisvollen Jungen ohne Gedächtnis in das Abenteuer ihres Lebens aufbricht.


Immer wieder sind es starke Mädchen und Frauenfiguren, die sich von alten Hierarchien und Vorurteilen befreien und mit ihrem Mut Vorbild für ein modernes Frauenbild sind. Auch das Kinderbilderbuch „Ava, die Starke“, das im Januar dieses Jahres erschienen ist, handelt davon. Entstanden ist es übrigens nachts, als Kristina nicht schlafen konnte. Wegen Alma, ihrer mittlerweile dreijährigen Tochter. „Mit 43 Jahren kam eine Überraschung in mein Leben“, lächelt sie stolz. „Eine vertraute Seele.“


»Es ist ein Genuss, Mensch zu sein.« Kristina Magdalena Henn lebt nach dem Motto ihrer verstorbenen Großmutter Veronika. Sie besaß ein Hotel und Weinberge an der Mosel und hatte diese ihren Enkeltöchtern vermacht. Bewirtschaftet werden sie vom Winzer Lothar Schmitt aus Pölich. Zur Weinlese ist Kristina mit ihren Schwestern immer präsent.
=> Mehr Infos gibt es unter: http://kristinamagdalenahenn.com






















Fotos: Edith Billigmann; Ostwind/© 2012 Constantin Film Verleih GmbH/SamFilm GmbH/Tom Trambow; Privat