Eva Schäfer hat sich einen Kindheitstraum erfüllt. Sie hat ihr eigenes Schmucklabel aufgebaut. echt-es heißt es. Besonders macht es, wie nachhaltig Schmuck produziert werden kann und damit die Umwelt und Ressourcen geschont werden.

Der erste Schlag muss sitzen. Eine zweite Chance gibt es nicht. Eva Schäfer hat das schon oft gemacht. Sie sucht den richtigen Punkt, zielt mit einem Punzen auf die Mitte der runden Platte und lässt den Hammer fallen. Der Punzen trifft auf die goldene Scheibe. Es entsteht die gewünschte Wölbung. Hätte Eva Schäfer den genauen Punkt verfehlt oder zu kraftvoll zugeschlagen, die Arbeit wäre bereits beendet gewesen, bevor sie richtig begonnen hätte.
Knappe Ressourcen
Ressourcen und Rohstoffe sind knapp. Das gilt erst recht für Gold. Weltweit gibt es einen großen Hunger nach Bronze, Silber oder Gold, aber auch an den daraus hergestellten Produkten. Wer einkaufen geht, wundert sich über leere Regale, lange Lieferzeiten oder stark gestiegene Preise. Die Lieferketten waren oder sind gestört, die Nachfrage groß. Aktivisten und Demonstranten gehen auf die Straße, wollen Umweltverschmutzung und Ressourcenverschwendung aufhalten, fordern einen nachhaltigen Umgang mit Natur und Ressourcen. Eva Schäfer hat ihren eigenen Weg gefunden, Nachhaltigkeit in Bezug auf ihren Schmuck anzuwenden.
Kindheitsträume erfüllen
Die gelernte Goldschmiedin hat vor drei Jahren ihr eigenes Schmuckatelier gegründet. Sie hat kurz vor Beginn der Pandemie den sicheren Arbeitsplatz gekündigt, um sich einen Kindheitstraum zu erfüllen. Sie habe schon immer gerne gebastelt, gemalt und kreiert und neue Sachen entstehen lassen. Im echt-es Schmuckatelier von Eva Schäfer wird sogar heute noch gebastelt, denn immer wieder gibt es Schmuckstücke, die sie entwickelt, welche zuerst aus Pappe oder Papier ausprobiert werden.



echt-es: Handarbeit in Serie
Im ersten Stock des Ateliers in der Bitburger Petersstraße brennt eine Gasflamme. Eine Mitarbeiterin erhitzt gerade Metall. Eva Schäfer sitzt daneben, nach vorne gebeugt unter hellem, weißem Licht und fräst die goldene Scheibe, die nun eine deutliche Wölbung hat. Ganz sachte, nicht zu tief, kein Schliff wie der andere. Das macht die Arbeit besonders. Keine Maschinen schweißen und fräsen hier, jeder Handgriff, jeder Schliff ist so individuell wie diejenige, die das Gold bearbeitet. Das ist ihr besonders wichtig. Trotz einer kleinen Produktion in Serie trägt jedes Schmuckstück die ganz eigene Handschrift der Herstellerin. Nicht ohne Grund hat sie ihr Schmucklabel echt-es genannt. Sinnbildlich für echten Schmuck, echtes Handwerk und »es« steht für das einzigartige Design von Gründerin Eva Schäfer.
Schmuck wird nachhaltig
Nachhaltige und regionale Produkte sind gefragt. Ein Trend, der vor der Schmuckindustrie keinen Halt gemacht hat. Es gibt mittlerweile Zertifizierungen, die attestieren, dass die verwendeten Materialen wie Gold, Silber oder Edelsteine nach umweltschützenden, sozialen oder rechtlichen Kriterien abgebaut oder weiterverarbeitet wurden. Diese Zertifikate entsprechen nicht dem, was sich Eva Schäfer unter Nachhaltigkeit vorstellt. Sie nennt ein Beispiel und spricht von fairem Goldabbau. Natürlich würden vor Ort faire Löhne gezahlt, aber ein fairer Lohn in einem Abbaugebiet irgendwo in einem armen Land hat wenig mit dem Mindestlohn in Deutschland zu tun. Europäische Werte und Standards sind weit weg. Aus diesen Gründen hat sich Eva Schäfer entschieden, einen eigenen Weg zu gehen. Sie verzichtet auf die üblichen Zertifizierungen und hat ihre eigenen nachhaltigen Standards für ihren Schmuck eingeführt.
Aus der Not wird ein Geschäft
Als Schmuckliebhaberin wundert sich Eva Schäfer, wenn sie Auslagen in Schaufenstern ansieht. Vielleicht liegt es am Beruf oder an der Berufung. Häufig signalisiert bereits der Preis deutlich, dass es sich bei den Ohrringen oder dem Armband nicht um reines Gold handelt, sondern um ein vergoldetes Exemplar. Schmuck unterliegt mittlerweile Trends wie andere Mode auch. Wie bei Hosen oder Jacken werden Kollektionen häufiger gewechselt und müssen deshalb günstig produziert werden. Die Folgen daraus sind meist mindere Qualität und eine kürzere Lebensdauer der Produkte. Dies gilt auch für Schmuck. Das sei früher anders gewesen, sagt Eva Schäfer. Schmuck hatte einen viel wertvolleren Stellenwert. Selbst in ärmeren Familien gab es hochwertige Schmuckstücke. Diese wurden über Generationen weitergegeben und erhalten.
Eine Entscheidung wird getroffen
Irgendwann stand Eva Schäfer vor Schaufenstern und Vitrinen der Juweliere und stellte fest, dass Geschmack und Anspruch sich geändert haben. Als Goldschmiedin kennt sie die Griffe und handwerklichen Herausforderungen. Das geschulte Auge sieht die Leistung. Ihren Geschmack traf der Schmuck nicht mehr. Etwas passte nicht. Die persönliche Note fehlte. Sie begann, ihren eigenen Schmuck zu entwerfen. Aus den Entwürfen wurden Schmuckstücke. Und es stand eine Entscheidung an. Bleibt Schmuckdesign ihr Hobby und sie arbeitet weiter in ihrem Beruf im Marketing oder macht sie ihre Passion zum Beruf. Die Entscheidung war auch ohne Corona nicht einfach. Sie hat sich für ihre Leidenschaft entschieden und daraus ihren Beruf gemacht. Herausgekommen sind eigene Kollektionen wie Sternenstaub oder Sonnenstrahlen.
Edelmetalle werden aus Altgold und Silber gewonnen
Gold und Silber für ihre Arbeit stammen aus dem Edelmetall-Recycling. Sie wollte ihren eigenen Weg zu einer nachhaltigen Produktion finden. Es sollten nicht einfach die gängigen Zertifizierungen sein. Eva Schäfer ist dazu übergegangen, Altgold und- Silber in Form von altem Schmuck und Zahngold auch selbst anzukaufen. Gold und Silber werden in Deutschland eingeschmolzen und das neu gewonnene Material kommt in Rohform wieder zurück ins Atelier nach Bitburg. Bereit, um ein neues Schmuckstück zu werden.
Upcycling mit Schmuck
Der jüngste Clou von echt-es ist das Upcycling ausgewählter, angekaufter Schmuckstücke unter der Bezeichnung echt-es 2ndLife. Alte Schmuckstücke wie Colliers oder Armbänder werden nicht nur aufgearbeitet, sondern weiterentwickelt. Es entsteht Neues. Abgelegter Schmuck erhält eine zweite Chance.
Text: Jörg Rossler







































Adresse: Petersstraße 6, Bitburg
geöffnet:
Mi-Fr: 10 – 18 Uhr
Sa: 10 – 14 Uhr
www.echt-es.de